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ESG-Datenanbieter im Check: Ein Anbieter allein reicht nicht aus

Frankfurt, 28.10.2021 – Banken und Fondsgesellschaften sind zunehmend auf Ratings und Scores von ESG-Research-Spezialisten angewiesen. Aber die Nachhaltigkeitsanalysen unterscheiden sich in ihren Erhebungsmethoden, ihrer Zusammenstellung und ihren Ergebnissen deutlich. Dies macht die Auswahl des passenden ESG-Datenanbieters kompliziert. Und: Ein Datenlieferant allein reicht nicht aus, um alle Anwendungszwecke abzudecken. Das zeigt eine Marktanalyse der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.

»Nachhaltigkeit wird in der Finanzbranche nicht mehr als unangenehme Pflichtaufgabe wahrgenommen, sondern ist mittlerweile wettbewerbsdifferenzierend und fester Bestandteil der Strategie. Um klimapolitische Risiken oder ethische Aspekte exakt zu bestimmen, müssen vertrauenswürdige und aktuelle ESG-Ratings bzw. -Scores vorliegen«, sagt Robert Wagner, Nachhaltigkeitsexperte bei der Unternehmensberatung Cofinpro. Greenwashing verspielt Vertrauen bei den Kunden und ist ein erhebliches Reputationsrisiko. Damit dies verhindert wird und stattdessen ökologische, soziale und ethische Standards umgesetzt werden, sind Finanzinstitute auf die Ergebnisse der ESG-Datenanbieter angewiesen. 

»Nicht alles auf eine Karte setzen«

 

Die regulatorischen Anforderungen zur Nachhaltigkeit in der Finanzbranche haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Zeitgleich werden die Kriterien erst Stück für Stück definiert, wie Nachhaltigkeit überhaupt gemessen und bewertet wird: »Regulierer und Finanzbranche finden langsam zu einer einheitlichen Sprache. Jedoch sind übergreifende und konkrete Standards in vielen ESG-Bereichen noch nicht etabliert. Viele Datennutzer sind deshalb gezwungen, auf absehbare Zeit mehrere Datenquellen zu nutzen«, so der Cofinpro Senior Consultant. Wer sich nur auf einen Anbieter verlässt, öffnet sich dem Risiko, einzelne Unternehmen fehlerhaft zu bewerten oder sogar die ESG-Diversifikation seines Portfolios falsch zu gewichten.«

Wagner empfiehlt Banken und Fondsgesellschaften, bei der ESG-Risikobewertung genauso zu agieren wie auch bei der Portfoliosteuerung: »Nicht alles auf eine Karte setzen, sondern eine ausgeglichene und breit gestreute Balance finden, die optimale Ergebnisse liefert.« Unter den ESG-Datenanbietern sind auch die Nischenanbieter in die engere Wahl einzubeziehen.

 

Der Bezug von Daten ist teuer

 

In den kommenden Jahren ist dem Cofinpro-Experten zufolge mit einer noch stärkeren Gewichtung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Investment- und Kreditentscheidungen zu rechnen. Dies setze auch die Datenanbieter unter Druck: »Um noch aussagekräftigere ESG-Scores zu erhalten, werden die Datenanbieter künftig vor allem das Sammeln der Rohdaten optimieren. Die Bezugsquellen, die Gewichtung der verschiedenen Daten und das eigene Bewertungsmodell entscheiden über die Qualität der Analyse. Vor allem nicht-öffentliche Daten werden voraussichtlich an Bedeutung gewinnen, um ein ganzheitliches ESG-Bild eines Unternehmens erstellen zu können.«

Neue Datenquellen und qualitativ hochwertigere Rohdaten werden aber auch dazu führen, dass Datenprovider neue Analyse-Methodiken einführen. Andernfalls kann die schiere Masse an Informationen nicht mehr sinnvoll verarbeitet werden. Denn neben der fehlenden Standardisierung habe das alles seinen Preis, der für die Abnehmer durchaus auch im siebenstelligen Bereich liegen kann.

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