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Konsumentenkredite: Internet-Portale in der Pole-Position

26.04.2017

Im Jahr 2013 wurde jeder fünfte Ratenkredit online abgeschlossen, 2016 lag der Anteil der Verträge über das Internet bereits bei 40 Prozent. Eine hohe Zahl davon wird über sogenannte Intermediäre wie Online-Vergleichsplattformen vermittelt. Mit der ab 2018 geltenden EU-Richtlinie PSD2 könnte deren Anteil binnen kurzer Zeit massiv steigen, denn es werden weitere Marktteilnehmer in die Ratenkreditvermittlung einsteigen. Dies gilt nicht nur für Plattformen, sondern zunehmend auch für Fintechs. Dies zeigen aktuelle Marktanalysen der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.

Wenn Verbraucher einen Konsumentenkredit benötigen, führt der Weg sie oft nicht mehr zur Bank, sondern ins Internet. Zahlreiche Plattformen bieten sich als Vermittler günstiger Kredite an und genießen großes Vertrauen bei den Bundesbürgern. Sie könnten ab dem nächsten Jahr weiter an Marktmacht gewinnen und bis zu zwei von drei Ratenkrediten vermitteln.

Ab dem 13. Januar 2018 sind Banken verpflichtet, Drittanbietern Zugang zu Konto- und Zahlungsdaten der Verbraucher zu gewähren, so sieht es die Payment Service Directive 2 (PSD2) vor. „Die Richtlinie zielt zwar vordergründig auf den Zahlungsverkehr ab, doch sie wird den Wettbewerb auch im Kreditgeschäft weiter anheizen. Denn wer weiß, wie es um die finanzielle Situation von Privatkunden bestellt ist, kann ihnen bei Bedarf auch Kredite anbieten“, sagt Stefan Graß, Executive Consultant bei der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.

„Die Banken müssen damit einen noch größeren Teil ihrer Erträge aus dem Kreditgeschäft mit den Intermediären teilen. Neue Anbieter wie FinTechs werden zusätzlich den Wettbewerb anheizen. Schlimmer aber wiegt: Die Finanzdienstleister werden immer stärker von ihren Kunden abgeschnitten, sie verlieren nicht nur das Monopol auf ihre Kontodaten, sondern möglicherweise auch den direkten Kontakt“, so der Konsumentenkredit-Experte.

Mit PSD2 werden Bank-Dienstleistungen zunehmend in den Alltag integriert. Aus Kundensicht mag das wünschenswert sein. Schließlich hat der Verbraucher nicht in erster Linie das Bedürfnis, einen Konsumentenkredit aufzunehmen, sondern er möchte etwa ein Auto oder ein Smartphone kaufen, das er nicht auf einmal bezahlen kann. Aus Bankensicht aber birgt diese Entwicklung Gefahren, denen es zu begegnen gilt.

Gefragt ist dabei vor allem schnelles Handeln der Institute. Auch im Kreditgeschäft sind Verbraucher und ihre Bedürfnisse konsequent in den Vordergrund zu stellen. „Kunden sind nicht in erster Linie als potenzielles Risiko oder Bittsteller, sondern als Chance zu betrachten“, sagt der Cofinpro-Berater. „Die Banken kommen nicht umhin, ihre Formalismen auf den Prüfstand zu stellen. Nicht alles, was an Belegen vom Kunden erbracht werden muss, ist in Zeiten intelligenter Datenauswertung noch notwendig.“

Zudem hätten die Institute es bisher nicht geschafft, ihr Kreditgeschäft medienbruchfrei zu gestalten. „Die Verbraucher wollen einen Kreditvertrag genauso einfach abschließen können wie ihren Einkauf im Internet, nämlich per elektronischer Unterschrift vom Sofa aus.“