Mit Request to Pay (RTP) können Kunden auf Umwege wie Klarna oder PayPal verzichten. Das neue Bezahlverfahren kombiniert mehrere Vorteile: Einerseits wird eine bequeme und sichere Zahlung ohne zwischengeschaltete Vermittler ermöglicht. Andererseits können zeitgleich zum Beispiel auch Rechnungsbelege oder Garantievereinbarungen übermittelt werden. Was jetzt noch fehlt? Die etablierten Institute müssen 2023 mit ihren Neuentwicklungen in die Offensive gehen.
"RTP bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, von denen Privatkunden und Unternehmen gleichermaßen profitieren. Banken, die sich jetzt richtig positionieren, können damit ihren Platz im Zahlungsverkehr zurückerobern. Eine Rolle, die internationale Herausforderer wie Klarna oder PayPal den Banken seit einigen Jahren streitig machen", sagt Robert Wagner von der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.
RTP ist eine der klassischen Überweisung vorgelagerte Nachricht zur Zahlungsaufforderung, welche bei Akzeptanz eine direkte Zahlung von einem Bankkonto auf ein anderes Bankkonto veranlassen kann. In diesem Fall aber ohne umständliche Eingabe der Überweisungsdaten oder aufwendige Prozesse zur Überwachung des Zahlungseingangs. Stattdessen erfolgt über digitale Verfahren eine sichere, schnelle und vor allem bequeme Identifizierung - zeitgleich mit einem umfangreichen Datenaustausch. "Wichtige Informationen zur Transaktion werden auf Wunsch in die Banking-Umgebung übernommen. Dazu gehören: Betrag, Datum, Rechnungs- oder Belegnummer. Auch Garantie- oder Rücksendeinformationen könnten dazugehören. Dies vereinfacht nachgelagerte Prozesse beispielsweise im Internet-Versandhandel erheblich", sagt Zahlungsverkehr-Experte Robert Wagner.
Weil mit RTP Quittungsinhalte oder Rechnungen direkt mit der Zahlung verknüpft werden können, profitieren Unternehmen und Kunden von einer besseren Übersicht und Kontrolle. "Vor allem Abteilungen wie das Forderungsmanagement oder die Buchhaltung können Zahlungen und Vorgänge besser zuordnen. Dies vereinfacht die Arbeit im Debitorenmanagement deutlich", so der Cofinpro-Berater.
Banken müssen kritische Masse erreichen
Mit dem neuen Bezahlverfahren haben die Banken nach Ansicht von Robert Wagner das Potenzial, wesentliche Marktanteile im Zahlungsverkehr zurückzuerobern. Dafür müssten jedoch genügend Banken den ersten Schritt wagen und RTP zur Verfügung stellen: "Mit einfachen Lösungen, die als Bezahloption eingebunden sind, können die Institute Unternehmen und Kunden an RTP heranführen. Im zweiten Schritt kann eine Plattform mit Zusatzservices rund um RTP folgen." Denn als Transaktions-Vermittler mit Expertise im Kreditgeschäft könnten die Banken in den RTP-Prozess auch individuelle Zahlungsalternativen wie BNPL (Buy now, pay later) oder Rahmenkredite integrieren.
Die Erweiterungsmöglichkeiten einer RTP-Plattform - die als White-Label-Lösung auch Dritten angeboten werden kann - sind vor allem für geschäftliche Nutzer interessant. Durch eine Anbindung der ERP-Systeme von Firmenkunden können die Daten direkt übermittelt und Verwaltungsprozesse der Kunden somit optimiert werden. Für kleinere Geschäftskunden ohne eigene ERP-Systeme könnte alternativ die Verwaltung der Zahlungsströme über die Bankplattform mit eigenem Frontend als Zusatzservice angeboten werden.
Robert Wagner erwartet ein ganzes Bündel innovativer Dienstleistungen, sobald der Ball erst einmal ins Rollen gekommen ist: "Wenn Privatkunden und Unternehmen die Vorteile von RTP im Alltag erfahren, wird das Verfahren schrittweise an Bedeutung gewinnen und mit neuen Services angereichert. Dies könnte auch Instant Payment zum Durchbruch verhelfen, weil RTP in Kombination mit der Zahlung in Echtzeit am sinnvollsten ist."